Eine Blumenwiese sorgt in Oberding für Ärger. Der Bund Naturschutz (BN) hat bei Notzing auf einem ehemaligen Acker heimische Kräuter- und Blütensamen angesät und dafür bei der Gemeinde einen Zuschuss von 1000 Euro beantragt. Im Gemeinderat Oberding hielt sich die Begeisterung für das Artenvielfalt-Projekt in Grenzen. Einige Mitglieder wollten in der Juli-Sitzung erst einmal alle Rechnungen sehen. Am Dienstag lagen dem Gremium die Zahlen vor und wieder gab es Kritik. Diesmal stießen sich vor allem die Landwirte unter den Gemeinderäten daran, dass die Wiese vor wenigen Tagen abgemäht worden ist - ihrer Ansicht nach zum falschen Zeitpunkt und mit falscher Mähmethode. Mit neun zu neun Stimmen wurde der Antrag abgelehnt. Am Morgen nach der Sitzung gingen dann laut Ortsvorsitzendem Wolfgang Fritz zwei anonyme Spenden beim BN ein. Einmal 1000 Euro und einmal 500 Euro.
Anfang Mai hatte der BN knapp 30 heimische Sorten von Wildkräutern und Blumen auf dem rund 6000 Quadratmeter großen Grundstück bei Notzing ausgebracht. Die Besitzer haben das ehemalige Ackerland an den BN auf fünf Jahre verpachtet, mit der ausdrücklichen Vorgabe, etwas für die Artenvielfalt zu tun. Ende Juli blühten Mohnblumen und rote und weiße Lichtnelken. Jetzt ist das Feld abgemäht. Das Unkraut, namentlich die Beikräuter Gänsefuß, Hühnerhirse und Ackerkratzdistel, hätte sich sonst zu breitgemacht, erklärte der Oberdinger BN-Ortsvorsitzende Wolfgang Fritz im Gemeinderat. "Wir mussten handeln, um die Aussaat zu retten." Lange hätten BN-Mitglieder händisch versucht, dem Unkraut Herr zu werden. Doch die Fläche sei einfach zu groß. Auf Anraten des Freisinger Saatgut-Anbieters habe man sich entschlossen, die Wiese abzumähen.
Georg Stemmer, CSU-Gemeinderat und Landwirt aus Niederding, ging hart mit dem BN ins Gericht: "Um 8.30 Uhr bei 35 Grad, da wo alle Bienen fliegen", sei die Mahd erfolgt, schimpfte Stemmer. "Das verstehe ich nicht." Der BN hätte doch den fachlichen Rat der Landwirte vor Ort einholen können. Zudem sei die Mahd nicht mit dem notwendigen Schröpfschnitt erfolgt, schimpfte Stemmer weiter. Und das Saatgut sie "eh zu teuer". Wenn sukzessive nur Teilflächen abgemäht worden wären, hätten die Insekten mehr Überlebenschancen gehabt, hieß es. Auch andere Gemeinderäte kritisierten, dass der BN sich nicht vorab mit der Gemeinde über das Projekt abgestimmt habe. Es gab auch Wortmeldungen, die bezweifelten, dass die Aussaat wieder hochkommen werde. Wolfgang Fritz betonte, dass das Projekt in Absprache mit dem Kreis- und dem Landesverband erfolgt sei und auf mehrere Jahre angelegt sei. "Ich bitte um Geduld." Auch der BN betrete hier Neuland, "wir befinden uns in einem Lernprozess". Er sei aber sicher, dass das Projekt erfolgreich sein werde. Als nächstes würden Margeriten und Wiesensalbei aus dem Boden wachsen. "Erst Aussaat und dann Antrag", das sei eine "eigenartige Herangehensweise", sagte Johannes Sandtner (CSU). Dennoch votierte er wie Bürgermeister Bernhard Mücke (CSU) für den Antrag. Mit neun zu neun Stimmen verweigerten die Räte aber den Zuschuss. Den haben nun anonyme Spender übernommen. Wolfgang Fritz konnte es am Mittwoch selbst kaum glauben. Bislang waren für das Projekt nur 200 Euro auf dem Spendenkonto eingegangen.
August 19, 2020 at 10:13PM
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